Auf Weltreise mit der Deutschen Seemannsmission!

10.09.2023 „Weltreisen in Hamburg“ ist eine Bildungsreihe der Nordkirche. Auf der Barkassenfahrt „Fair übers Meer“ informierten die Pastoren Ristau und Neitzel über das Leben und die Arbeitsbedingungen der Seeleute. Zum Beispiel arbeiten auf einem vollbeladenen Containerschiff höchstens 25 Seefahrer - größtenteils unsichtbar. Die Deutsche Seemannsmission e. V. holt sie ans Licht.

Samstags, zur Hochzeit des Hamburger Hafentourismus, lichtete der Kapitän den Anker. Pastor Matthias Ristau, Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission und Seemannspastor der Nordkirche, Götz-Volkmar Neitzel, teilten sich das Mikrophon. Sie informierten über das Leben der Seeleute in der neuen Technik und der Globalisierung. 
 

  • So gilt als erster Grundsatz, dass sich die Arbeitsbedingungen der Seeleuten nach Art des Schiffes richten. 
    Der Containerverkehr reduzierte die Crew auf rund 25 Seeleute pro Schiff. Völlig isoliert arbeiten sie zwischen den Containern der Ozeanriesen. Unter einem enormen Lärmpegel wiederholen sich die Arbeiten wieder und wieder. Der Bewegungsradius ist stark eingeschränkt. Kommt jemand an Bord, geht es um die Ladung oder das Schiff.
  • Auf Kreuzfahrtschiffen sind mehr Frauen unter den Seeleuten. Das Arbeitsfeld ist breiter und verlangt dafür eine hohe Anpassungsleistung, den Ansprüchen der Gäste zu entsprechen.
  • Tankerschiffe, Massengutfrachter und Ro-Ro-Schiffe (Roll on/off, für bewegliche Güter) haben gar keine Liegezeit. 
    Bei den immer stärker verkürzten Lade- und Löschzeiten wird viel zu oft der Landgang verwehrt.

                                               
Zusammengefasst heißt das: die Arbeitszeit der Seeleute geht über eine 70-90 Stundenwoche bei 4-12 Monate auf dem Schiff. Die freie Zeit zur Erholung ist zu knapp - der Körper wird ausgezehrt.

So zielt der zweite Grundsatz auf dem seit der Antike geltenden Recht der Seeleute auf ihren Landgang. Seit 2013 ist das Recht in der Maritime Labour Convention verbrieft. Die Unterzeichnerstaaten dürfen für den Landgang kein Visum verlangen. Das Vorurteil, Seeleute würden Krankheiten einschleppen, ist widerlegt. 
Damit steht einem Landgang nichts mehr im Weg und die Deutsche Seemannsmission an der Seite der Seeleute.

Sie kommen an Bord und sind für die Seeleute und ihre Belange da. 
Den Landgang ermöglichen sie mit einem Shuttlebus zu einem genannten Wunschort oder, sehr erholsam, einem ihrer Seemannclubs.
Hier wird alles für das Wohlbefinden der Seeleute getan. 
Da der Internetzugang auf Schiff für Seeleute sehr teuer oder gar nicht möglich ist, freuen sie sich über kostenloses WLAN und einem Video-call, mit der weit entfernten Familie. 
Im gut sortierten Kiosk stehen Telefonkarten und Süßigkeiten hoch im Kurs. Ein kühles Bier in der Hollywoodschaukel genießend oder ein paar Songs in der Karaokebar: das ist Entspannung pur.
In der Kleiderkammer wartet witterungsgerechte Kleidung auf neue Träger. Im multireligiösen Raum eine Kerze oder ein Räucherstäbchen anzuzünden, verbindet sie mit ihrer Heimat.

Manchmal jedoch, sitzt es tiefer: Die Psychosoziale Notfallversorgung der Seemannsmission (PSNV) hat hier die nötige Feldkompetenz. Sie unterstützt Seeleute in ihren unverarbeiteten Schockmomenten: schwere Arbeitsunfälle, lebensbedrohliche Stürme, Personen über Bord, Brände oder ein Raubüberfall von Piraten sind nur einige davon.

Die Fachkräfte der PSNV sind oft einzige Ansprechpartner. In der internationalen, immer wieder neu zusammengestellten Besatzung kann nur schwer eine vertrauensvolle Gemeinschaft entstehen. 
Seeleute bekommen meist nur Zeitverträge. Eine Partnerschaft, ihr Familienleben bleibt schwer planbar. Familienfeste, der 1. Schultag der Kinder, gemeinsamer Urlaub, all das lässt sich schwer realisieren.

Mit der Containerschifffahrt seit den 1950er Jahren ist der globale Welthandel stark vernetzt. 90 % aller Güter, die zu uns gelangen werden mit einem Schiff transportiert. Wir haben alle etwas mit den Seeleuten zu tun, betont Pastor Neitzel. Oder wie Jan Oltmanns, Diakon und Gründer der Duckdalben einmal sagte: „Die Seefahrer haben uns aller Freundschaft mehr als verdient.“

Zum Abschluss der Fahrt legt uns Pastor Ristau noch seine Visitenkarte mit einem Segen in die Hand. „May the Creator of heaven and earth and the sea be with you, wherever, ashore or at sea, even on far side of the sea.“ In diesem Segen sind wir auf dem Land mit denen auf See zusammen. Da klingt Genesis an und das ist gut so.
Der darunter abgedruckte QR-Code für das Spendenkonto trägt ein Ausrufezeichen! Trotz Kirchengeld und Zuwendungen der Maritimen Wirtschaft, ist der gemeinnützige Verein der Deutschen Seemannsmission auf weitere Spenden angewiesen.
Hierfür gilt es die Aufmerksamkeit der Menschen für die Arbeitswelt der Seeleute zu erreichen..

Die „Weltreise“ hat damit einen Punkt gemacht.

 


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